Die Bienen von Troy
Fan Fiction von Atlantis


Autor: Paul
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01. Aug 2005
22:20:39 Uhr

Kapitel 3 - Hellespont / EVAC!
1700 Stunden, 14. Juli 2552
(militärischer Kalender)
Pelican Sierra 273, Hellespont-System
Transportflüge zwischen Troy und UNSC Fregatte Lost Meridian

Flight Officer Devons hörte die Transportdüsen aufheulen, während er die Antriebsaggregate seines Pelicans über das Maximum hinaus überlastete. Je schneller er seine Fracht zur Lost Meridian beförderte, desto schneller konnte er zurück, um neue Fracht abzuholen.
Und was er an diesem Tag, sowie den Vorangegangenen und höchstwahrscheinlich auch den Folgenden zu transportieren hatte, war besonders wertvoll.
Es handelte sich weder um Waffen, Munition oder andere Technische Gegenstände, noch war es Proviant beziehungsweise Versorgungsgüter.
Seine Fracht lebte.
In den vergangenen drei Tagen herrschte ein reger Verkehr an Pelicans, die zwischen der Koloniewelt und UNSC-Schiffen pendelten. Es ging um nichts weniger, als dass man so viele Bewohner Troys wie möglich verschiffte und somit vor dem sicheren Untergang bewahrte.
Da die Schiffe nur begrenzt Kryo-Röhren, Nahrungsmittel und - vor allem - Platz zur Verfügung hatten, mussten immer wieder neue Schiffe kommen, um Flüchtlinge aufzunehmen und aus der Gefahrenzone zu eskortieren.
Devons und weitere Flieger seiner Einheit hatten sich bereits darüber unterhalten, ob es der Allianz nicht auffallen würde, dass dermaßen viele Schiffe nach Troy kamen, in aller Hektik Fracht aufnahmen und wieder verschwanden. (Selbstverständlich hatte man dafür gesorgt, dass es nicht nach Personentransporten aussehen würde.)
Inzwischen hatte FedEx, wie Devons und sein Pelikan innerhalb der Marines genannt wurden, an der Lost Meridian angedockt und die Personen aussteigen lassen.
Erneut tippte er Startbefehle in die Armaturen des D77-TC-Landungsbootes ein, programmierte einen Kurs zur Oberfläche und überlastete die Antriebe auf ein weiteres, was mit einigen Alarmsirenen und einem noch lauteren Brummen der Maschinen kommentiert wurde.

Sela ’Yaramee studierte den Hauptbildschirm, auf dem taktische Daten holographisch in die Luft projiziert wurden. Der stolze Sangheili-Kommandant befehligte zurzeit nicht nur den Kreuzer Vertical Victory sondern auch die Flotte des Vergessens, einen mehr oder minder kleinen Kampfverband aus einem knappen duzend Kreuzern, etwa ebenso vielen Zerstörern sowie einigen Trägerschiffen, die nur Seraphs zum Bekämpfen von menschlichen Verteidigungsschiffen geladen hatten.
Seit einigen Tagen herrschte jedoch auf der Welt, die als nächstes Ziel der Purifizierung auserkoren war, ein stetiges Treiben der Menschen. Troy - das war der Name, den diese intergalaktischen Parasiten dem Planeten gegeben haben, den sie als ihr Eigentum beanspruchten. ’Yaramee tat es leid um die Fülle an Tieren und Pflanzen, die auf dieser Welt leben mochten, aber sie war bereits menschenverseucht und musste darum ausgelöscht werden. Der Tod all dieser Lebewesen - sowie der Lebewesen auf früheren Planeten - war ein Opfer, das erbracht werden musste, um die Galaxie zu reinigen und somit zu heilen. Nicht die Allianz sondern die Menschen hatten all diese Welten auf dem Gewissen, weil sie die Allianz praktisch zwangen, den gesamten Planeten zu verglasen.
Sela ’Yaramee wandte sich vom Bildschirm ab und begann seine golden glänzende Rüstung zu inspizieren und dreckige Stellen zu polieren. Er tritt vom erhöhten Podest herab, welches die Kontrollfelder der Brücke beherbergte, wandte sich nach links und trat, nachdem der die Schott-ähnliche Tür passiert hatte auf den Gang heraus um ein wenig durch das Schiff zu patrouillieren.
Er trat in den Korridoren einige Unggoy beiseite, die ihm nicht den nötigen Respekt erwiesen und beiseite traten. Da waren die Kig-Yar ganz anders. Nicht nur, dass sie sich in den seitlichen Nischen ganz nah an die Wände pressten um ihm möglichst großen Freiraum zu verschaffen, sie knieten sich auch noch auf ein Bein und senkten andächtig die Schilde, die sie trugen.
Der Sangheili-Kommandant nahm dies zufrieden und mit Genugtuung zur Kenntnis. Abgesehen davon, dass die Kig-Yar im Kampf zuverlässiger waren, sie nahmen die Hierarchie der Allianz auch ernster als die kleinen Unggoy. Zwar waren beide im Kampf, bei einer Überlegenheit des Feindes, Fahnenflüchtige, jedoch legten sich Kig-Yar nicht einfach schlafen, wenn in einem Gebiet, dass es zu bewachen gilt, keine Feinde zu finden waren, welche durchaus später aufkreuzen konnten. Man hatte schon oft von kleineren Divisionen Unggoy gehört, die einfach eingeschlafen waren, und somit es den Menschen ermöglichten, sich vorbeizuschleichen, ja sogar die ganze Gruppe der Methan atmenden Soldaten im Schlaf auszuradieren. Welche übrigens auch öfter der Ketzerei verfallen, als die Kig-Yar. Noch ein Unterschied.
Der allerdings die Sangheili nicht ganz so gut darstellte. Zur ihrer Schande musste man sagen, dass mindestens genauso oft wie ihre Unggoy-Untergebenen die Sangheili zu Ketzern wurden. Und meistens sogar damit anfingen, wobei sie die Mitglieder ihres Zuges oft erst mit ihren abartigen Lügen überzeugten und infizierten. Diese Verräter waren es nicht wert, dass die Propheten sie mit allen Mitgliedern der Allianz auf den Weg der Großen Reise mitnahmen, welcher von den Blutsvätern geebnet und bereits beschritten war.
Irgendwann, wenn sich die Allianz als würdig erweisen würde, indem sie die Artefakte und Hinterlassenschaften der Götter finden, identifizieren und - vor allem - verstehen, dann wäre der Zeitpunkt gekommen, dass auch sie den Blutsvätern nachfolgen könnten.
Der kommandierende Offizier ’Yaramee blieb in seiner Patrouille - die inzwischen zu einem einfachen Spatziergang geworden war - stehen, nahm zur Kenntnis, dass er im Maschinenraum angekommen war, beobachtete die Techniker, die die Maschinen instand hielten, machte kehrt und nahm den Weg zur Brücke zurück.
Es dauerte nicht lange, und er erreichte wieder das Kontrollpodest, von wo er endlich seine Befehle geben konnte. Er aktivierte eine simultane Komm-Verbindung zu allen Lautsprechern auf der Vertical Victory sowie zu denen der anderen Schiffen und aktivierte visuelle Übertragungen zu deren Kommandanten. Er nahm eine erhabene Position ein, drückte einen Schalter, um taktische Daten zu übermitteln, und sah auf die Hologramme vor ihm.
Sein zweigespaltener Unterkiefer verformte sich zu einem unheimlichen Grinsen.
"Angriff"

"Los! Rein da!"
Nachdem Devons ausgestiegen und auf den Boden gesprungen war, schrie er nicht einfach in die Menschenmenge hinein, sondern in sein am Helm angebrachten Funkgerät, dass seinen Anweisungen entsprechend die Worte per Funk über die Außenlautsprecher des Pelicans aussendete.
Die Flieger waren leicht umgebaut worden, eine Stange fehlte hier, eine Wand oder eine Kiste da, sodass man mehr Flüchtlinge hineinquetschen konnte. Zwanzig Menschen passten nun hinein, statt der üblichen zwölf (beziehungsweise den acht, die jeweils einen Sitzplatz hatten). Devons gestikulierte stark mit seiner Hand, dass die ersten zwanzig Leute einsteigen sollte. Personen die zuviel waren verwies er auf einen weiteren Pelican, der gerade landete.
Eine junge Frau, so gegen Mitte Zwanzig, die verwirrt neben dem Pelican stand zerrte er jedoch noch mit und sagte ihr, sie solle sich auf den Platz des Co-Piloten setzen. Er huschte auf den Pilotensitz daneben, schloss die Tür zum Cockpit und begann dieselbe Flugprozedur, die er seit einigen Tagen wiederholte: Passagierkabine luftdicht abschotten, damit die Menschen darin nicht im Vakuum erstickten oder erfroren, Kurs zur Lost Meridian programmieren, Triebwerke anwerfen und die Treibstoffdüse auf doppelte Geschwindigkeit stellen.
Nachdem er den Autopiloten angeworfen hatte, wandte er sich zur Frau neben sich. Es war fast noch ein Mädchen. Allerdings war er auch nicht viel älter als er sie schätzte.
"Hey. Geht’s?"
Sie zitterte. Die Bevölkerung war in Panik versetzt gewesen, als man ihnen sagte, dass man sie wegen einem bevorstehenden Allianzangriff evakuieren musste. Viele hielten das nervlich nicht aus, und die meisten von denen wiederum waren sowieso schon verloren - vom psychischen Aspekt gesehen.
Devons nahm ihre Hand und zuckte fast zurück als er merke, wie kalt sie war. Plötzlich, als wäre sie davon aufgeweckt worden, drehte sie ihren Kopf ruckartig nach links und sah ihn an.
"Hey! Hallo. Geht’s?â€, wiederholte er, "Ich meine, ist alles in Ordnung?"
Zögernd öffnete sie den Mund und begann zu stammeln und zu stottern. Nicht unbedingt verständlich was sie zu sagen versuchte, aber immerhin ein Anfang, dachte sich Devons.
"Alles Okay, wir bringen dich in Sicherheit", versuchte er sie zu beruhigen. Er lächelte ein wenig, um ihr die Anspannung zu nehmen.
Was ihm auch gelang. Sie beruhigte sich zusehends, und begann sogar ein wenig zaghaft zurückzulächeln.
"Danke.", sprach sie langsam. "Ich hatte Angst, ich müsste hier verrecken."
Devons war ein wenig verblüfft, dass sie bereits so flüssig reden konnte, aber machte sich keine weiteren Gedanken darüber. Immerhin war es ein glücklicher Umstand.
Er wollte sie gerade nach ihrem Namen fragen, als sie ihm mit der gleichen Frage zuvorkam. "Wie heißen Sie... oder du... oder wie auch immer. Ich würde gerne wissen, bei wem ich mich bedanken muss."
Er tippte auf das Abzeichen links an seiner Brust. "Flight Officer Devons. Aber alle nennen mich nur FedEx."
"FedEx?", fragte seine neue ‚Freundin’ verwundert.
"Ein primitiver Kurierservice auf der Erde des einundzwanzigsten Jahrhunderts, der sogar noch bis 2400 Bestand hatte. Na jedenfalls so um den Dreh rum." Er erinnerte sich nicht mehr, wie er zu dem Namen gekommen war, irgendwann hatte einfach so jemand angefangen diesen Namen zu benutzen. Und mit der Zeit war er zur Gewohnheit geworden. "Und mit wem rede ich?"
"Mein Name ist Leto Jennings. Ich bin 24 und habe seit Beginn der Evakuierungen nichts mehr von meiner Familie gehört. Von niemandem von ihnen."
Devons traute seinen Ohren kaum, und hakte verblüfft nach. "Leto? Woher kommt der Name?"
Sie senkte verlegen ihren Blick und sah auf den Boden, wobei sie ihre Füße spreizte, aber die Knie nebeneinander ließ. "War ja klar, dass du mich danach fragst. Ich habe den Namen nie gemocht, aber inzwischen hab ich mich daran gewöhnt. Er stammt aus der antiken Erdenmythologie, Griechenland. Leto war eine Muttergöttin und die Göttin der Milde, mit der Zeus einen Sohn und eine Tochter gezeugt hat. Ich weiß es nicht genau, aber ich glaube es waren Apollo und Artemis." Nachdem sie kurz inne gehalten hatte, fuhr sie fort: "Ja, es waren sicher Apollo und Artemis. Und die Pointe dabei ist, dass der König Agamemnon, dessen Tochter eine Priesterin der Artemis war, bei Troja mitgekämpft und sogar sämtliche Truppen befehligt hat. Kapiert? Troja.... Troy...."
Sie sah auf und scherzte: "Wie du siehst, habe ich eine göttliche Herkunft." Er sah sie immer noch mit offenen Augen an und sie erkannte den verwunderten Gesichtsausdruck. "Was ist denn noch los?"
"Weißt du, ich dachte immer, Leto wäre ein Männername.", erwiderte er.
Die junge Frau war verdutzt über die Aussage ihres Lebensretters. Auf so einen Gedanken war sie überhaupt nicht gekommen. "Wer hat dir diesen Floh ins Ohr gesetzt? Kennst du etwa jemanden, der Leto heißt.... außer mir, meine ich?"
"Das tue ich in der Tat." Er fing leicht an zu grinsen, und hielt ihr - mehr symbolisch als ernst gemeint - die rechte Hand hin. "Gestatten: Leto Devons, Pelican-Pilot, stets zu ihren Diensten."
Schon zum zweiten mal an diesem Tag hatte es ihr die Sprache verschlagen. Aber sie hätte eh nichts weiter sagen können, denn FedEx sprach ununterbrochen weiter.
"Mein Name kommt im Gegensatz zu deinem aus der frühen Erdenliteratur. Frank Herberts Science-Fiction-Buch ‚Dune - Der Wüstenplanet’ aus der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts. Die Hauptfigur ist ein gewisser Paul Atreides, der aus einer Adelsfamilie stammt, und dessen Vater deshalb die Herrschaft über den Planeten Arrakis - oder Dune - übertragen bekommen hat. Und der wiederum - sein Vater meine ich - heißt mit Namen Leto Atreides." Er ließ seine Worte erst einmal auf seine Namenscousine wirken. "Ich habe das Buch oder genauer gesagt die zwölfbändige Buchreihe etwa ein duzend mal gelesen."
Sie wollte gerade etwas sagen, wurde aber von schrillen Alarmsirenen übertönt.
Hektisch beugte sich Devons über die Steuerkonsole, tippte etwas in den Computer und rief dadurch einen Bericht auf, der rechts oben auf dem Hauptbildschirm angezeigt wurde, direkt neben einer Karte des Systems und den Statusanzeigen des Pelicans. Die schrillen Alarmsirenen übertönten so gut wie jedes gesprochene Wort, aber er schaffte es, über sie hinweg seiner neuen Freundin zuzubrüllen, sie möge sich anschnallen und festhalten.
Schweiß perlte auf seiner Stirn herunter und seine Finger flogen regelrecht über die Schalter und Knöpfe auf dem Armaturenbrett. Er drehte sich noch einmal für einen Moment zu ihr auf dem Co-Pilotensitz. "Das war’s! Es ist soweit! Die Allianz ist hier!", schrie er um lauter als der Alarm zu sein. Und in Gedanken führte er den Satz weiter. "Hat ja lange genug gedauert."

Der stolze Sangheili-Zealot, Sela ’Yaramee, beobachtete mit Genugtuung das Kampfgeschehen und lauschte bedächtig den Funkübertragungen der anderen Schiffe und Jäger. Die Flotte der Menschen war kleiner, als man sie erwartet hätte, selbst wenn sie den Angriff erwartet hätte, wie einige der Allianz-Soldaten behaupteten. Und die wenigen Schiffe, die hier waren, folgten einer Taktik, die man nicht erwartet hätte: Sie feuerten defensiv und flohen dann. War diese Welt den Menschen so gleichgültig, dass man sie nicht verteidigen musste? Oder waren die Menschen plötzlich ihrer Feigheit erlegen? Denn das war so ziemlich das einzige bewundernswerte an den Menschen gewesen. Sie stürzten sich furchtlos in den Kampf, egal ob in Raumschlachten oder bei Feuergefechten am Boden.
Was allerdings momentan nicht von Bedeutung war, denn die Menschen, die bereits weggeflogen waren, waren schon in Sicherheit und Priorität hatten die noch vorhandenen Opfer sowie der Planet. Sicher, durch die überlegene Technologie hätten die Allianzschiffe die Fahnenflüchtigen problemlos verfolgen können, aber das waren nicht ihre Befehle.
Im Gegenteil, es war strengstens untersagt, dass auch nur ein Schiff der Flotte des Vergessens das System verlassen durfte, solange irgendein menschliches Wesen auf den Planeten oder den Raumschiffen noch am Leben war.
"Wir greifen die ersten Schiffe der Menschen an.", sprach einer der Seraph-Fliegern.
’Yaramee war sich siegessicher. Die Götter waren in dieser Schlacht, so wie in den meisten früheren Schlachten, mit ihnen.

Schlenker zu beiden Seiten waren vorprogrammiert und kamen so in etwa alle paar Sekunden vor, da FedEx den Pelican wie ein Irrer zu allen Seiten ausreißen lassen musste, um dem Plasma-Sperrfeuer auszuweichen. In dem vor dem Vakuum abgeschotteten Fracht- beziehungsweise Transportraum kippten die Passagiere permanent um, mal in die eine, mal in die andere Richtung.
Pelicans, die von den Seraph-Fliegern getroffen waren, starben, von Devons deutlich durch die Sichtfenster erkennbar, in einer gleißenden Explosion - und mit ihnen sämtliche Menschen an Bord, sowohl Piloten als auch Flüchtlinge. Im Durchschnitt starben zwanzig Menschen pro Explosion. Darunter gute Soldaten. Und viele seiner Freunde. Er hatte zwar bereits bei einigen Raumschlachten gegen die Allianz gekämpft und war nur knapp bei der Schlacht von New Constantinople mit dem Leben davongekommen, aber das lag nun schon einige Zeit zurück. Er hatte den Schrecken von damals zwar nicht verwunden, aber dafür vergessen. Nein, das stimmte auch nicht - nicht vergessen sondern verdrängt.
Und erneut stand sein Leben auf dem Spiel und er versuchte dem Tod von der Schippe zu springen. Was ihn dabei allerdings antrieb war weniger der Selbsterhaltungstrieb, als vielmehr sein Pflichtbewusstsein und das Wissen, dass er das Schicksal von fast zwei Duzend Menschen in den Händen hielt. Was aufgrund der Steuerknüppeln, die er fest umklammert hielt, ironischerweise wörtlich genommen werden konnte.
Aus den Augenwinkeln linste er noch einmal auf den Co-Pilotensitz. Das Leben dieses Mädchens war ihm dazu noch besonders wertvoll.
Er schüttelte kurz den Kopf, sodass der Schweiß, der seine Stirn und Schläfen entlang perlte, in alle Richtungen wegspritzte. Danach fixierte er seinen Blick und seine Konzentration wieder auf den Flug zur Lost Meridian.
Und er erstarrte. Da war keine Lost Meridian mehr. Ein Trümmerfeld füllte den Fleck im Weltraum aus, wo sich die Fregatte ehemals befunden hatte. Soviel zu den Freunden und Soldaten, die in den Explosionen ums Leben kamen. Er tippte kurz auf einige Stellen der Touch-Screen-Displays, um nach einem weiteren UNSC-Schiff zu suchen, das sie aufnehmen konnte.
Dadurch wurde er in seiner Konzentration zwar nur geringfügig, aber doch ausreichend stark abgelenkt, dass ein Seraph sie mit seinem Plasmageschütz treffen konnte. Es war nur ein Streifschuss, der Pelican wurde nicht zerstört, aber ein Haufen wichtiger Systeme fielen aus. "Scheiße!", fluchte Devons, "Antriebe weg, Trägheitsdämpfer auch, wir haben grad noch die Lebenserhaltung und Statusbildschirme."
Da fiel es ihm auf. Es wurde kaum auf den Monitoren angezeigt, aber ein kleines Blinken hatte ihn darauf aufmerksam gemacht. Der Passagierraum war leck. Sämtliche Luft war in der Weltraum gesaugt worden. Während er im Cockpit verärgert geflucht hatte, waren im Raum hinter ihnen in etwa zwanzig Flüchtlinge qualvoll erstickt und erfroren. Auf einmal hatte er ein flaues Gefühl im Magen, innerlich kam ihm alles so leer vor. Leto und Leto waren die einzigen lebenden Personen im Pelican.
Plötzlich flackerten die Lichter und Bildschirme. Die Stromversorgung wurde automatisch auf die Reservegeneratoren umgeschaltet, aber der Stromausfall - oder genauer gesagt, die durchgebrannte Leitung, die ihn verursacht hatte - hatte bewirkt, dass die Stabilisatoren ausgefallen waren. Der Flieger sank langsam aber stetig in Richtung des Planeten. Sie würden in die Atmosphäre eintreten, und aufgrund der Reibungshitze beide verglühen.
"Es tut mir leid"
Seine Passagierin wusste zuerst gar nicht was geschehen war, aber seine Worte und insbesondere der Tonfall machten ihr einiges klar.
Was denkt eine Person, die weiß, dass sie in Kürze sterben muss?
Leto Jennings, die heute von Troy gerettet wurde, nur um nicht allzu viel später aus dem Orbit geschossen zu werden, dachte an ihre Familie. Diejenigen die vielleicht noch lebten, oder eventuell auch schon tot waren. Sie konnte es einfach nicht wissen.
Flight Officer Leto Devons jedoch dachte nicht an seine Angehörige - nicht lange jedenfalls. Seine Gedanken waren bei etwas, dass er schon seit einiger Zeit tun wollte, aber er hatte noch keine Gelegenheit gehabt. Aber im Moment waren ihm eventuelle Konsequenzen egal.
"Ich möchte mich jetzt von vorn herein für das was ich gleich machen werde entschuldigen."
Seine Passagierin wusste nicht worauf er hinauswollte und sah ihn verwundert an. Unbeirrt drehte er sich ihr zu, zog sie mit der linken Hand näher und küsste sie. Zuerst war sie überrascht und erstarrte, aber nur kurz danach schien sie es zu genießen, schloss die Augen und erwiderte den Kuss. Nach einigen Sekunden hörte Devons auf sie zu küssen, ließ sie los und zog sich zurück, indem er sich in den Sitz lehnte. Er lächelte und merkte, dass sie ebenfalls lächelte. Während der kurzen Zeitspanne im Flug hatte er Gefallen an ihr gefunden und für die restlichen Minuten, Sekunden oder was auch immer war er glücklich. Er hatte die Frau fürs Leben gefunden, was allerdings eher daran lag, dass letzteres bald verwirkt sein würde. "Ehepaare würden nicht mehr so zerstritten sein, wenn sie kurz nach der Hochzeit sterben würden", dachte er sich. Nun kam sie näher und sie küssten sich erneut. Was immer mit ihnen beiden geschehen würden, Devons würde es hinnehmen, denn er hatte den Sinn des Lebens gefunden - wenn auch erst kurz vor dessen Ende.
Sie verglühten nicht, denn ein Seraph deckte sie mit blauem Plasma ein und jagte sie in die Luft, noch bevor sie die Exosphäre - die äußerste Luftschicht um den Planeten - erreicht hatten.

Unten auf dem Planeten war das Chaos fast nicht mehr zu übertreffen.
Tausende von Menschen liefen unkontrolliert und willkürlich durch die Gegend, keiner wusste was zu tun ist oder wohin sie gehen sollten. Die Allianz-Kreuzer waren bereits mit bloßem Auge im Orbit zu erkennen.
Doch wenn man genau hinsah, gab es eine kleine Gruppe von Marines, die ganz und gar nicht ziellos umherirrten. Private Robert Arctor führte sein Platoon zielstrebig zu einem geheimen Pelicandepot des UNSC. "Und höchstwahrscheinlich zum letzten Depot.", dachte er sich.
Am liebsten hätte Bob noch einige Flüchtlinge mitgenommen, aber es würde auffallen, dass es noch eine Fluchtmöglichkeit gab, wenn er einige Zivilisten mitnahm. Was die Massenhysterie unter der Bevölkerung noch verstärken - wenn das überhaupt möglich war - und auf ihre Position und auf den Hangar konzentrieren würde. Dann könnten sie wegen der auftretenden Menschenmasse gar nicht fliehen. Und das Leben seiner Männer hatte im Moment Priorität.
Wenn er genauer darüber nachdachte, hätte eventuell sowieso niemand zusätzlich hineingepasst. Und es mussten noch an den Pelicans die Vakuumabschottungen installiert werden, die Umbauten würden einige Zeit in Anspruch nehmen. Zeit, in der die Allianz den Planeten auslöschen konnte. Die Chance, dass sie es schafften, war so gering, dass jeder Kommandant einen anderen Plan in Erwägung gezogen hätte.
Dummerweise existierte keine andere Option.
Inzwischen war Arctors Zug an einem Gebäude angekommen, das von außen wie eine Werkstatt aussah. Er sprintete zu einem Codeblock um den Zugangscode einzutippen, der einen Rollladen öffnete, möglichst noch bevor seine Untergebenen ankamen, sodass sie nicht viel Zeit durch warten vergeuden würden.
Und tatsächlich, die nachfolgenden Marines kamen gerade rechzeitig, sodass sie sich nur unter das zur Hälfte hochgezogene Tor hindurchducken mussten, um sich im Innenhof vorzufinden.
Wo die lebensrettenden Pelicans sie erwarteten.
Arctor gestikulierte stark mit den Händen, um seinen Männern klarzumachen, wer welche Aufgabe zu erfüllen hatte. Einige seiner Leute wies er an, Schweißgeräte mitzubringen, andere wiederum Metallplatten, sodass sie ihr Taxi hermetisch abschotten konnten.
Während seine Männer seine Befehle befolgten, er sie beaufsichtigte und - wenn nötig - ihnen mit Rat und Tat half, sah er immer von Zeit zu Zeit gen Himmel, um die Allianzschiffe zu begutachten. Sie schwebten in der Luft, ohne eine zu erkennende Aktion auszuführen - wie Modellschiffe. Arctors Blick war voll von Argwohn und Hass, wenn er nach oben schaute. Diese Emotionen verschwanden aber urplötzlich und wichen einem bleichen Gesicht welches von Entsetzen gebrandmarkt war.
Die über ihnen schwebenden Allianzkreuzer hatten ihre Reglosigkeit aufgegeben und luden ihre Plasmakanonen auf. Jeder Kommandant des UNSC wusste, was das bedeutete, und obwohl sie es nicht wissen sollten wussten es auch die gewöhnlichen Soldaten.
Es gab kein Entkommen mehr. Der Countdown für Troy war bereits abgelaufen.
Es war ein Zufall, dass gerade Arctors Position als erstes bombardiert wurde. Er starrte die letzten drei Sekunden seines Lebens direkt in den Plasmastrahl, bevor sein Körper in seine Moleküle zersetzt wurde.

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