Das Erbe von Troy
Fan Fiction von Atlantis


Autor: Paul
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27. Jan 2006
12:29:02 Uhr

Die Abmachung

2034 Stunden, 27. Juli 2552
(militärischer Kalender)
Water-Vein Hotelrestaurant
Napa, Kalifornien

Kamal Zaman saß an seinem Tisch im Restaurant des Drei-Sterne-Hotels als plötzlich eine Stimme um ihn herum auftauchte.
"Hey! Hallo? Bist du da?"
Normalerweise würde ihn das beunruhigen, aber er wusste, dass sie über sein Chatter gesendet wurde. Ebenso wie er genau wusste, wer da sprach. Was nicht bedeutete, dass er gelassen, war, im Gegenteil: Er war völlig mit den Nerven herunter. Allerdings aufgrund einer anderen Angelegenheit.
"Was zur Hölle ist da gerade passiert?", fragte er seinen unsichtbaren Gesprächspartner.
"Ich hab keine Ahnung, die Verbindung war für ein paar Sekunden tot!", antwortete die Stimme über das Kommunikationsrelais.
"Ich hab hier eine Notlage! Sie ist weg!", erklärte Kamal verzweifelt seinem Zuhörer.
Am anderen Ende der Leitung befand sich - über 2 Kilometer entfernt - Hiroyuki, Kamals Mitbewohner in der Studenten-WG. Kamal hatte sich mit ihm abgesprochen, dass dieser ihn einen Abend lang über seinen mobilen Chatter belauschte, und ihm über einen Kopfhörer Tipps einsagte.
Kamal hatte nämlich ein Date.
Und aufgrund der Tatsache, dass er sich in solchen Angelegenheiten wie der letzte Idiot anstellte, war er auf die ebenso idiotische Idee gekommen, sich Flirttipps von seinem besten Freund geben zu lassen. Zumindest erschien ihm die Idee jetzt im Nachhinein idiotisch.
"Du hast sie weggehen lassen??", fragte Hiroyuki so laut, dass Kamal Angst bekam, es würde auch von den anderen Gästen des Hotels gehört werden.
Er versuchte sich zu verteidigen: "Es geschah alles so schnell, ich wusste nicht was ich tun sollte!"
"Wo ist sie hin?", wollte der ‚Liebesdoktor’ am anderen ende der Leitung wissen.
Kamal vergrub sein Gesicht in seinen Handflächen. "Toilette", antworte er, und bekam als Bestätigung ein "Verstanden."
Einige Sekunden verstrichen, dann sprach Hiroyuki weiter. "Was hat sie gesagt, als sie weggegangen ist?"
"Ich weiß nicht mehr......", antwortete Kamal mit zittriger Stimme, "sobald ich angefangen habe über Darmparasiten zu reden - BOOM - weg war sie!"
Die Telefonstimme schien ein wenig aufgeregt zu sein. "Das ergibt keinen Sinn", kam es über den Kopfhörer, "Es hätte klappen sollen. Es steht hier genau im Buch: Kapitel 3 - ‚Teile deine Interessen mit’"
Kamal fuhr hoch. Er musste sich zusammenreißen, um nicht wütend loszuschreien, aber er wusste, dass das auf die anderen Gäste, die ja nicht mithörten, seltsam gewirkt hätte. Dennoch hatte seine Stimme einen erbosten Unterton. "Kapitel 3?? Du als mein Berater flüstert mir Date-Strategien aus einem Buch ein?"
Jetzt war es Hiroyuki, der sich verteidigte: "Es hat Referenzen. Gute Informationsquellen sind das wichtigste."
Kamal dachte kurz nach, dann musste er ihm zustimmen. Es erschien ihm bei genauerem Nachdenken ganz logisch. "Oh. Na ja, dann ist das wohl in Ordnung, denke ich mal."
"Also, jetzt kommt der Notfallplan." Kamals kleiner Mann im Ohr hatte wohl bereits vorausgesorgt. "Wenn sie zurückkommt, mach gleich mit Kapitel 7 weiter: Sprich über ihre Augen!"
Kamal schüttelte den Kopf. "Hiro, das einzige was ich von Augen weiß, ist wie man sie seziert...."
"Also... gut... äähm..." Er wurde langsam nervös. "Hier steht nur ‚Augen’"
"Ich wäre besser dran gewesen, wenn ich über Lebererkrankungen geredet hätte" warf sich der erfolglose Casanova vor. "Das ist ein Desaster! Nichts wird..."
Aber er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als ihn der Kellner, der sich ihm seitlich genähert hatte ansprach. "Sir?"
Kamal flüsterte noch einmal ein "Wart mal kurz" an seinen Berater und beendete dann sein ‚Selbstgespräch’ indem er sich an den Garçon wandte: "Ja, Bitte?"
"Ihre weibliche Begleitung bat mich, ihnen dies zukommen zu lassen: Sie wurde unerwartet wegbeordert und ...." Der Kellner machte eine kurze Pause bevor er weitersprach. "Hier, die Rechnung, Sir."
"Oh Mann... eiskalt abserviert." Hiroyuki hatte immer noch mitgehört und gab nun sein Kommentar ab, das nur Kamal verstehen konnte.
Dieser versuchte nun nach Möglichkeit seine Fassung zu bewahren. "Nur... die Rechnung wird lustig", gab er noch als letzten Sarkasmus mit zusammengekniffenen Zähnen von sich.

Es verging keine Stunde, dass Kamal in seiner Studentenwohnung ankam.
Hiro war bereits da. "Hey Kumpel", begrüßte er seinen Freund, "tut mir Leid. Ich werd mich nächstes mal vorher besser informieren."
Kamal öffnete seine Krawatte, warf sein Sakko über eine Stuhllehne und ließ sich in einen Sessel fallen. Er hatte Hiros Aussage ignoriert, denn er wollte sich wichtigeren Dingen zuwenden: "Bier!"
Hiroyuki grinste. "Ich hab ein kühles Blondes, das auf dich gewartet hat." Er reichte ihm eine Dose. "Zieh einfach nur den Bügel und fang an zu trinken!"
Kamal nahm ein paar Schlücke, dann sah er seinen Mitbewohner an. "Ein Buch, Hiroyuki...?"
Offenbar war er doch noch nicht über die Ereignisse des Abends hinweg. "Mit Referenzen! Komm mach dir keinen Kopf.... es ist nur ein einziges Date. Wer weiß, in einem oder zwei Jahren, vielleicht...."
Kamal unterbrach ihn. "Weißt du, eigentlich gibt es da noch dieses andere...." Er hielt inne.
"Was?" fragte Hiro.
Kamal nahm einen tiefen Schluck aus seinem Dosenbier und winkte mit der freien Hand ab. "Ach vergiss es. Es ist nichts...." Vielleicht hätte er damit doch nicht anfangen sollen, schoss es ihm durch den Kopf.
Der Vietnamese fing an lang und breit zu grinsen. "Aha! Du hast noch ein anderes Date!"
Kamal sah ihn an und lächelte mit einem Mundwinkel flüchtig. "So was ähnliches..."
"Ein... Blind Date!"
"Größtenteils...." Kamal war es unangenehm, dass sein Freund so in seinem Privatleben ‚herumschnüffelte’ und darum wollte er ihm die Antwort nicht sagen und ihm das Erraten so schwer wie möglich machen.
"Aha... ein arrangiertes Date!", kombinierte Hiroyuki und ging noch einen Schritt weiter. "Wahrscheinlich eingerichtet von deiner Mutter, drüben auf Coral!" Als Kamal nickte fand sich Hiro bestätigt. "Willst du einen Ratschlag von mir?"
Dieser verschluckte sich fast an seinem Getränk. "Nein Danke" versuchte er Hiro mundtot zu machen. Ohne Erfolg.
Hiroyuki hörte gar nicht darauf. "Such dir nächstes mal ein billigeres Restaurant aus!"
Kamal musste kurz lachen. "Yeah" Er wusste, dass sein Freund versuchte, ihn wieder zum lachen zu bringen. Und vielleicht war das gar keine so schlechte Idee.
"Haben ihre Eltern dafür gezahlt, dass sie ein Rendezvous mit einem hiesigen Medizinstudenten bekommt?" Kamal wusste nicht, ob die Frage jetzt Ernst gemeint war.
"Ja. Vier Ziegen" war seine Antwort. "Ich weiß nicht genau, vielleicht waren es auch nur drei."
Hiro setzte sich neben Kamal verkehrt herum auf einen Stuhl. "Du machst Witze?"
Kamal sah ihn an. "Natürlich mach ich Witze du Hornochse!" Daraufhin trank er sein Bier auf ex aus, zerdrückte die Dose und warf sie in den etwa drei Meter entfernten Abfalleimer - treffsicher.
Hiroyuki lächelte ihn an. "Wie heißt sie?"
"Sophia...." Kamal hatte wieder einen fröhlichen Gesichtsausdruck. "Sophia Bossadon."
"Jemand der seine Dates aus 42 Lichtjahren entfernt einfädeln lässt. Ich bin sicher, dass sie eine wundervolle Persönlichkeit haben muss!", scherzte Hiro.
Kamal fuchtelte in seiner Hosentasche herum und zog seine Brieftasche heraus. "Schau dir doch einfach das Foto an." Er zog ein Bild aus dem Geldbeutel heraus und reichte es seinem Mitbewohner.
Auf dem Foto war ein etwa 19 oder 20-jähriges Mädchen zu sehen - also ca. 4 bis 5 Jahre jünger als Kamal. Sie hatte langes glattes orangenes Haar und trug ein enges blaues Top das ihre Brüste gut zur Geltung brachte. Das Bild zeigte sie in einem Park voller grüner Kastanienbäume. Es musste im Frühling geschossen worden sein - wahrscheinlich auf der Erde, aber vielleicht auch nicht. "Oh Mann!" Hiros Kinnlade war unabsichtlich leicht nach unten geklappt, als es das Foto bewunderte. Er wusste jetzt warum Kamal so von Sophia fasziniert war: Sie hatte nicht nur ein wundervolles Aussehen, nein durch ihr natürliches Lächeln, auch ihr eine Ausstrahlung, die zwar nicht zu beschreiben war, aber Hiro fast dazu gebracht hätte, dass er sich selber in sie verliebt. Ja, mit diesem Date hatte sein Freund einen echten Glückstreffer gemacht. Und doch.... "Oh Mann" wiederholte er sich, "du hast so was von keine Chance. Die hier" - er wedelte mit dem Foto - "spielt außerhalb deiner Liga!"

"Es tut mir so unendlich leid", versuchte Sophia sich zu entschuldigen, "immerhin scheinst du ein echt netter Kerl zu sein und...."
Kamal versuchte abzuwinken. "Ist schon Okay"
"Nein. Es ist wirklich nicht fair, und dabei ist dieser Ort so.... schön." Sie schien ein wenig verlegen zu sein.
Drei Tage waren vergangen, seit Kamals missglücktem Rendezvous, und nun war der Tag gekommen, an dem er sich mit Sophia traf. Er hatte Hiros Rat befolgt und ein günstigeres Restaurant gewählt, das dennoch nobel genug war, um ein Mädchen wie Sophia darin auszuführen. Allerdings schien es nicht so, als hätte er eine Chance bei ihr zu landen. So wie es aussah, schien Hiro auch damit Recht gehabt zu haben, dass sie in einer anderen Liga spielt, denn offenbar versuchte sie ihm gerade zu erklären, dass sie nicht interessiert war.
"Tja... es freut mich, dass es dir hier gefällt." Auch wenn es nichts daraus werden sollte, versuchte Kamal dennoch, den Abend mit Sophia zu genießen.
"Es ist nur so dass...." Sie hielt inne, suchte nach den richtigen Worten. "... ich kann meiner Mutter einfach nicht von Aidan erzählen. Sie würde ausflippen." Kamal wurde klar, dass sie einen anderen hatte. "Aidan ist einfach sehr..."
"Erde?" ergänzte Kamal.
Zuerst schien sie nicht zu verstehen, was er damit meinte, aber allmählich begriff sie doch. Aber sie schien es nicht für nötig zu halten, darauf einzugehen. Stattdessen fuhr sie einfach fort: "Er hat einen Pferdeschwanz, er ist blond..."
"Klingt wundervoll!" bestätigte Kamal mit einer gespielten Freundlichkeit und einem gespielten Lächeln. Dieser Kerl - wer immer es auch ist - hatte gerade ohne überhaupt etwas zu tun das Date mit seiner Traumfrau zugrunde gerichtet.
Sophia schien die falsche Freundlichkeit nicht aufzufallen. Sie lächelte ihrerseits. "Ja, da hast du Recht. Er hilft Leuten bei der Einreise zur Erde. Du weißt schon, mit Visas  und solchem Zeug. Er hat meinen Bruder rübergebracht. Manches was er tut ist nicht unbedingt auf dem Grünmarkt..... manches ist eben auch Schwarzmarkt."
Kamal lachte kurz auf - diesmal nicht gespielt. "Aber das ist nicht das Problem, oder?"
"Nein", bestätigte Sophia.
Er versuchte weiterzureden. "Es ist nicht so schlimm, dass er..."
"...farbenfroh ist?" beendete sie.
"Eigentlich meinte ich ‚ein Ganove ist’", korrigierte er sie worauf sie lachte. Er sprach weiter: "Es ist nur so dass er nicht..."
Und wieder wurde er von ihr unterbrochen. "... nicht einer von unserer Sorte Ganoven ist."
Aber diesmal würde es Kamal dabei belassen. Stattdessen lachte er leicht - wobei er selber nicht wusste ob ehrlich oder nicht - und Sophia lachte mit.
"Genau das meine ich", fuhr sie fort, "Mom würde sagen, dass sie das verstehen würde, aber..."
Diesmal war es Kamal der den Satz beendete. "... du müsstest dafür bezahlen."
Sie lächelte ihn an. "Ja, am nächsten Morgen würde sie nur im Bett liegen, nicht im Stande, den kommenden Tag zu ertragen. Nicht dass das meine Schuld wäre, aber..."
"Denk nur mal an den Haushalt: Sie zieht ein Gesicht wie ein zugeklapptes Buch, hat auf einmal viele neue Aufgaben wie zum Beispiel schwere Sachen heben und lässt sich selbstverständlich von keinem helfen!" Er wusste was sie meinte.
Und sie nickte verständnisvoll. "Das gesamte Haus hat seinen letzten Atemzug getan."
Kamal wurde nachdenklich. Er dachte an seine Mutter. An seine Heimat. "Coral..." murmelte er vor sich hin. "Vielleicht ist es dort einfach nur schwerer eine Mutter zu sein" vermutete er.
Auf einmal wurde Sophia auch nachdenklich. Aber sie hatte dabei sämtliche Güte und Fröhlichkeit aus ihrem Gesicht verloren. "Ich werd nie wieder dorthin zurückgehen."
Kamal versuchte aus ihrer Aussage schlau zu werden. Irgend etwas muss ihr dort zugestoßen sein.
Etwas, das sie vergessen wollte, das sie verdrängte.
Etwas grauenvolles.

Das Zirpen der Grillen durchbrach die nächtliche Stille und nahm der Dunkelheit ihren Schrecken. Es war bereits spät geworden, und Kamal und Sophia hatten sich beide auf den Heimweg gemacht. Wie es sich gehörte, begleitete Kamal seine Begleitung bis zu ihr nach Hause. Auf dem Weg nutzte Sophia die Gelegenheit, um noch einige Anekdoten über Aidan zu erzählen.
"Und als Aidan dann zu guter letzt doch noch auftauchte, hatte er immer noch Mullbinden an seinem Knöchel." Sie lachte kurz. "Und ich fühlte mich wie ein echtes Miststück."
Kamal versuchte sie vor sich selber zu rechtfertigen. "Woher hättest du das auch wissen können? Ich meine... vier Stunden zu spät? Und das an deinem Geburtstag!"
"Ja, genau!" Sophia hatte sich offenbar überzeugen lassen, denn nun stimmte auch sie zu. "Und dabei war er die ganze Zeit über in der Notaufnahme."
"Oder er hat einfach bei der Apotheke neben seiner Geliebten angehalten um Verbandszeug zu kaufen" scherzte Kamal.
Sie hatte den Witz schon verstanden. Trotzdem schaute Sophia ihn schräg an. "Willst du hier Ärger machen?" fragte sie spaßeshalber.
Er legte die Hände hinter dem Kopf zusammen und lächelte. "Nein, nein. Überhaupt nicht." Er überlegte seine nächsten Worte bevor er weitersprach. "Erzähl mir mehr von dem guten alten Mullbinden-Trick!"
"Ich rede nicht mehr mit dir" sagte sie augenzwinkernd.
Kamal dachte dass es nun für ihn an der Zeit war, selber etwas über sein Liebesleben - und vor allem die Pannen - zu erzählen: "Also, da gab es dieses Mädchen, mit der ich früher immer ausgegangen bin. Ich wurde allmählich immer paranoider, was sie so in ihrer Freizeit machte. Also fing ich an... ääh.. " Er stotterte. "Also, das wird nun ein wenig verrückt klingen....", versuchte er zu erklären. Er nahm noch einmal einen tiefen Luftzug, bevor er den Satz beendete. "Aber... ich fing an sie zu ghosten."
Sophia antwortete nicht und Kamal wusste nicht, ob sie einfach nur nicht antworten wollte, oder sie nicht verstand was er mit ‚ghosting’ meinte.
"Du weißt schon.. über das Chatter-Net" versuchte er zu erklären, falls die zweite Annahme stimmen sollte.
Sie sah ihn an. "Du meinst sie ausspionieren? Ich dachte Chatter-Verbindungen wären verschlüsselt!" Nachdem sie kurz nachdachte, kam ihr etwas anderes in den Sinn. "Aber es könnte doch niemand mich abhören, oder?"
Kamal sah in die andere Richtung, von ihr weg. "Nein, überhaupt nicht" log er.
Aber sie erkannte das. "DU könntest das!"
Er schüttelte den Kopf. "Selbstverständlich nicht."
Aber es war schon zu spät. Sophia kaufte es ihm nicht mehr ab. "Doch, du könntest. Stimmts oder hab ich Recht?"
"Na ja, vielleicht ein wenig."
Sie war nun neugierig geworden. "Zeig es mir!"
"Okay." Kamal zog sein Chatter heraus. Es wog kaum ein halbes Kilo und war schwarzblau mit türkisen Tasten. "Also, wenn ein... böser Mensch nicht ohne den Klang deiner Stimme leben könnte, würde er wahrscheinlich damit beginnen, einen invers Suchlauf nach deiner Chatter-Sig zu starten"
Sophie hatte keine Ahnung was das bedeuten sollte. Aber das störte sie nicht. "Machst du das immer bei Dates um deine Mädchen zu beeindrucken?", scherzte sie.
Er ließ sich auf den Witz ein. "Verstehst du jetzt, warum meine Mutter meine Verabredungen organisieren muss?" Beide lachten daraufhin ausgelassen.
Kamal tippte noch ein wenig auf den Tasten seines Chatters herum, dann schien er zufrieden zu sein. "Okay, da haben wir es. Du hast nur eine kleine Verschlüsselung. Hmm... nun ja, es ist doch nicht ganz so harmlos und Mitleid erregend wie es zuerst ausgesehen hat. Okay...." Es piepte kurz. "Ich bin drin. Sag etwas!" bat er seine Begleitung.
"Was soll ich denn sagen..." begann Sophia, hielt dann aber inne, als sie merkte, dass all ihre Wörter wie ein Hall aus Kamals Chatter um eine Sekunde versetzt wiedergegeben wurden. "Oh mein Gott, das ist meine Stimme! Das bin ich! Was machst du da?" fragte sie lachend, während aus dem Chatter die selben Worte heraushallten.
Kamal stotterte ein wenig verlegen. "Ich... ghoste dich."
"Das kannst du doch nicht machen!" lachte sie, mit einer nicht ernst gemeinten, gespielten Empörung.
"Vermutlich hast du recht, ich kann das nicht machen" witzelte er.
"Oh mein Gott...." Sie lachte weiter, konnte es immer noch nicht glauben. Dann kam ihr ein Gedanke. "Warte mal.... Kannst du das mit jedem machen?" Sie grinste ihn verschmitzt an.

"Du willst, dass ich deinen Freund ausspioniere?" Kamal konnte die Bitte, die Sophia ihm gerade unterbreitet hatte, nicht wirklich glauben.
Sie sah ihn unschuldig an. "Findest du, dass das nicht ganz in Ordnung von mir ist?"
"Also..." Er wusste nicht was er antworten sollte. "Nein, finde ich eigentlich nicht.... Aber na ja, selbstverständlich war es in Ordnung, als ich das mit meiner Freundin gemacht hab." Er grinste, um die Stimmung etwas aufzulockern. "Wie der Hund gesagt hat: ‚Ich war’s nicht, sondern...."
Sophia kannte das Sprichwort, dass Kamal meinte und so fiel sie ihm ins Wort, sodass beide den Satz gleichzeitig beendeten: "....sondern der andere Hund, der haargenau gleich aussieht wie ich." Beide lachten ausgelassen. Nach einigen Sekunden sprach sie weiter. "Ich mein nur... da war zum Beispiel das eine Mal, als Aidan.... du weißt schon, sie waren betrunken, und es hat ihm nichts bedeutet..... sie haben bloß miteinander rumgehauen, aber....."
Kamal wusste was sie sagen wollte. Aber er konnte solches Verhalten von ihrem Freund nicht entschuldigen. "Und fühlst du dich besser, weil es ihm nichts bedeutet hat?"
Sophia sah in die Sterne hinauf. Sie schien den Heimweg mit Kamal zu genießen. "Also er hat mir versprochen, dass so etwas niemals wieder vorkommen wird, aber.... ich habe einfach so ein ungutes Gefühl in der Magengegend."
"Ich versteh schon." Da war es wieder. Kamals gespieltes Lächeln, dass seinen Ärger überdeckte, nur um seine Begleitung nicht zu kränken.
"Und dann hat er einfach angefangen mir diese Geschenke zu bringen. Aidan kann schon ganz großzügig sein, aber ich habe einfach eher das Gefühl, dass er sich...." Sie suchte nach den richtigen Worten.
Kamal ersparte ihr das Überlegen. "...schuldig fühlt", beendete er ihren Satz und sie nickte mit dem Kopf.
"Ja." Das war genau das, was Sophia gemeint hatte.
"Ja", wiederholte Kamal. Wenn dieser Aidan tatsächlich Sophia hintergehen sollte... dann wusste er schon was er tun würde.

Kamal trat in seine Studentenwohnung ein. Er musste nicht rufen, um zu erkennen, dass Hiroyuki nicht da war. Ohne das Licht anzumachen zog er sich die Schuhe aus, warf die Jake auf den Boden und ließ sich quer auf das Sofa fallen.
Kamal hatten einen Mordskater. Deshalb hatte er auch das Licht aus gelassen. Es war 3 Uhr nachts, und er kam gerade von einer Sauftour zurück. Gerade mal drei Tage waren vergangen, seitdem er das Date mit Sophia hatte. Sie schien ihn zu mögen und wollte dass sie den Kontakt aufrecht erhalten und Freunde blieben.
Und genau das war das Problem.
Kamal konnte nicht mit ihr befreundet sein. Jedes Mal wenn er sie ansah, dann fühlte er sich erneut zu ihr hingezogen. Und immer gleich darauf wurde ihm bewusst, dass es für ihn vollkommen aussichtslos war. Sie gab sich lieber mit einem Kleinkriminellen als Freund ab.
Und das konnte er nicht auf Dauer ertragen. Also hatte er sich entschlossen sie so schnell wie möglich zu vergessen und sie ihre eigenen Wege gehen zu lassen. Deswegen hatte er sich an diesem Abend auch zugesoffen. Es war ein Frustsaufen gewesen. Der Rausch hatte ihm jedoch nicht die Genugtuung gegeben, die er sich erhofft hatte. Trotzdem war es die richtige Entscheidung, die er getroffen hatte. Obwohl.....
Kamal war hin und hergerissen. Was wenn es nicht die richtige Entscheidung war, wie er dachte? Was, wenn er sein Leben lang bereuen würde, dass er es nicht weiter versucht hatte - oder zumindest gewartet, bis diese Aidan-Geschichte vorbei war? Was wenn er einen gigantischen Fehler beging?
Er verbannte den Gedanken aus seinem Kopf. Mit den höllischen Schmerzen darin, war er sowieso weder in der Stimmung, noch in der Lage, über so etwas nachzudenken.
Kamal schloss die Augen und versuchte ein wenig ruhe zu finden. Aber das Hämmern in seiner Stirn hielt ihn davon ab. Er griff mit der Hand hinter das Sofa um sein Chatter zu ertasten, dass er auf dem Tisch liegengelassen hatte. Als er es gefunden hatte, drückte er den Knopf für den Anrufbeantworter.
"Sie haben drei neue Nachrichten. Und sieben alte Nachrichten." sagte eine blecherne Computergenerierte Stimme.
Und fing gleich an, die aufgenommenen Anrufe abzuspielen: "Erste nicht abgespielte Nachricht."
"Kamal, danke für das - wie würdest du es nennen? - das Aidan-Zeug." Das war Sophias Stimme. Gerade das, was ihm noch gefehlt hatte. "Ich hätte nicht gedacht, dass das 30 Stunden dauern würde. Aber ich wird ab jetzt diese Such-Sache verwenden, die du erwähnt hast.... Vielen Dank noch mal. Ich schulde dir echt was."
"Leck mich" dachte Kamal, bereute das aber sofort - selbst wenn er es nur gedacht hatte, und sie nicht mal persönlich hier war. Aber er war sauer geworden, in dem Moment als Sophia den Namen Aidan erwähnt hatte. Nichtsdestotrotz wollte er Sophie immer noch vergessen. Und so drückte er einige Tasten auf dem Chatter und es kam wieder die Computerstimme: "Nachricht gelöscht. Nächste Nachricht:"
"Kamal. Hey! Könntest du mich anrufen, wenn du das hier bekommst.... ich hab es hingekriegt den Sleep-Timer zu aktivieren, aber..... oh! Moment. Hier ist es ja. Ich kann nach den Stimmen von bestimmten Leuten suchen." Sophia lachte kurz. "Das ist ja richtig clever. Na ja. Vergiss es."
"Lass mich in Ruhe!" dachte sich Kamal. "Es ist doch für alle Beteiligten das beste wenn wir den Kontakt abbrechen!" Wann würde sie es endlich verstehen. Oder akzeptieren. Kamal tippte erneut auf seinem Chatter herum.
"Nachricht gelöscht. Nächste Nachricht:"
Es war wieder Sophia. Aber etwas war anders. Ihre Stimme zitterte, und sie sprach sehr leise und langsam. Se weinte - oder hatte geweint. "Kannst du jemanden für mich ghosten? Ich meine..." Sie schluchzte. "Ich habe einen Namen. Sie heißt Celine Jefferson und..." Es wurde leise. Dann fing Sophia an zu lachen. Aber Kamal erkannte sofort, dass es gestellt war, um von ihrer Trauer abzulenken. "Verdammt. Es tut mir leid. Aber.... egal - Ruf mich einfach zurück, okay? Ich brauche wirklich deine Hilfe!"
Kamal lag immer noch auf dem Sofa in seinem dunklen Zimmer. Er hatte sich die Nachricht mit gemischten Gefühlen angehört.
Aber er wusste, was er jetzt noch zu tun hatte.
Ohne zu zögern, und ohne länger drüber nachzudenken, nahm er sein Chatter in die Hand und tippte erneut auf den Tasten herum.
Nun fehlte nur noch die Stimme, die seinen Befehl bestätigte.
"Nachricht gespeichert."

Sophia sperrte die Tür zu ihrem Appartement auf. Kamal war bereits einmal hier gewesen, als er vor einigen Tagen ihr die Software gebracht und eingerichtet hatte, sodass sie selber Aiden ‚nachschnüffeln’ konnte.
Er hatte sich eigentlich geschworen nicht wieder zurückzukommen, aber man darf ja auch mal seine Meinung ändern.
"Ich möchte, dass du es diesem beschissenen Bastard richtig zeigst", bemerkte Sophia beiläufig in Kamals Richtung.
Dieser hatte nicht mit so einer Bemerkung gerechnet, und weil er keine Antwort darauf wusste, fing er an, mit was er besten konnte: stottern! "Ich ... äähm... also... tja... ich..."
Sie sah ihn an. "Nein, keine sorge... du sollst ihn nicht verletzen oder so was. Ich will nur dass du ihn vollkommen erniedrigst und bloßstellst. Genau wenn er bei dieser Tussi ist."
Kamal hatte sich an den Laptop gesetzt, das Ghosting-Programm gestartet und fing bereits an, auf der Tastatur Befehle einzutippen.
"Wo ist er?", wollte Sophia wissen.
"Atlanta."
"Atlanta?" Sophia schien nicht überrascht. "Dieser Bastard hat gesagt, er wäre in Buffalo, New York. Kann ich mit ihm sprechen?"
Kamal verzog das Gesicht. Da er aber immer noch in den Bildschirm starrte, bemerkte sie es nicht. "Nicht direkt. Er ist offline."
"Du hast ihn verloren?" Sie schien überrascht.
"Nein, ich hab ihn immer noch auf dem Monitor. Ich musste nur etwas..." Er grinste. "... hinterhältig sein! Der Ort, an dem er ist, ist öffentlich. Und überträgt Daten in Echtzeit. Also, obwohl sein Chatter offline ist, kann ich immer noch über zum Beispiel den Thermostaten verfolgen."
Sophia verschränkte die Arme und setzte einen etwas beunruhigten Gesichtsausdruck auf. "Das ist unheimlich...." murmelte sie.
"So! Ich hab das Mädchen. Sie wartet auf ihn an der Bar!" Dann fiel ihm etwas auf. Kamal blinzelte einmal ungläubig und überprüfte das Bild auf dem Monitor erneut. "Warte mal... es ist ein Restaurant! Whoa! Sieh dir dieses Menu an! Die haben Thunfisch!" Er pfiff bewundernd.
"Ist sie hübsch?", hörte er von hinten.
Er rollte die Augen. "Nein, überhaupt nicht. Vielleicht in etwa wie eine sechs.... oder eventuell eine fünf." Aber seine Stimme hatte nicht den Tonfall, den er sich gewünscht hatte.
Sophia war das aufgefallen. "Du  kannst echt beschissen lügen" meinte sie. Kamal wusste nicht, ob sie jetzt deswegen niedergeschlagen war, oder sie es nur zum Spaß gesagt hatte.
"Okay, warte. Dein Freund hat gerade des elektrische Auge am Haupteingang des Restaurants passiert."
Sophia wurde ungeduldig. "Er ist da? Kann ich mit ihm reden?"
"Ich kann dich mit ihm oder mit ihr oder mit beiden reden lassen." Da kam ihm ein brillante Idee. "Wenn du willst kann ich machen, dass deine Stimme klingt, als wäre sie genau zwischen den beiden!"
"Tu es." Sie hatte nun so ein Funkeln in den Augen, das Kamal Angst machte.
Er tippte noch auf ein paar Tasten, bevor er ihr das Stichwort gab. "Okay... du bist live. Wann immer du willst." Der Computer gab noch ein Piepsen von sich, dass den Beginn der Übertragung markierte.

Die beiden saßen gerade gemütlich am Restauranttisch und waren gerade dabei, den Kellner herzuwinken um eine Bestellung aufzugeben, als plötzlich mitten im Raum eine Stimme auftauchte, die zu ihnen sprach.
"Celine. Hi. Du kennst mich zwar nicht, aber Aiden schon. Hey, Aiden!"
Aiden erkannte die Stimme seiner Freundin Sophia.
"Tut mir leid, dass ich dein Geschäftstreffen unterbreche, dort in .... Buffalo! Ich wollte nur sagen, dass dein Arzt angerufen hat und meinte, wenn du weite Unterhosen trägst, und weiterhin die Creme benutzt, die er dir gegeben hat, werden die Wunden in ein paar Wochen vollständig verschwunden sein." Es piepte noch einmal und die Stimme war genauso schnell verschwunden, wie sie aufgetaucht war.
Aiden und Celine waren sprachlos.

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