Das Erbe von Troy
Fan Fiction von Atlantis


Autor: Paul
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27. Jan 2006
12:29:02 Uhr

Walkaway-Girl

2034 Stunden, 27. Juli 2552
(militärischer Kalender)
Chawla Militärbasis, in der Nähe von Napa, Kalifornien
Erde

Private Frank Basco hatte Nachtdienst im Überwachungsraum des Ostflügels von Chawla.
Nachtdienst war etwas grauenvolles, und normalerweise langweilt man sich in den 10 Stunden, in denen man die Überwachungsmonitore beobachten muss, zu Tode.
Glücklicherweise musste er es nicht alleine ertragen.
"Ich gehe mit und erhöhe um 100..."
Immer mit ihm zusammen war Sergeant David Cohen für diese Schicht eingeteilt, sodass die beiden inzwischen seit drei Monaten ein immer wiederkehrendes Ritual eingeführt hatten.
Poker.
Alkohol im Dienst war strengstens verboten (zumindest offiziell) und so begnügten sich die beiden bei ihren Pokerabenden mit Kaffe, den sie in Massen tranken und damit die Zeit totschlugen.
"Ich gehe ebenfalls mit, erhöhe um 300 und will sehen." Basco hatte ein Full House und war sich seines Sieges ziemlich sicher. Dass sein Gegenüber Vierlinge hatte, damit hatte er nicht gerechnet.
"Vierlings-Asse. Mal wieder gewonnen" grinste ihn sein Vorgesetzter an. Trotz der Ränge redeten beide ziemlich locker miteinander.
Basco kniff die Augen zu. "Naja, Gott sei Dank spielen wir nicht wirklich um Geld, sonst hättest du mir heute meinen dreifachen Monatssold abgenommen." Er nahm noch einmal einen tiefen Schlürfer aus seinem Kaffe.
Und verschluckte sich beinahe, als plötzlich sämtliche Lichter und Monitore ausfielen und überall um ihn herum Dunkelheit die Umgebung verschlang. Es dauerte einige Sekunden bis seine Augen sich an die Schwärze gewöhnt hatten. Gerade in diesem Moment jedoch wurden die Notstromaggregate aktiviert, und blendeten ihn. Fast gleichzeitig sprang die Alarmsirene an und dröhnte schrill durch die gesamte Basis.
Sergeant Cohen hatte sich als erster wieder gefasst und rieb sich den Kopf. "Wart mal... eine Sekunde! Was is grad eben passiert?"
"Eine massive Energieüberladung." Basco hatte sich an das Schaltpult gesetzt und rief diverse Diagnosesoftwares auf, nachdem er das Backup der Computer reinitialisiert hatte. "Hat uns gerade automatisch auf Angriffszustand Bravo geworfen."
Cohen wollte gerade zu seinem Funkgerät greifen, hielt aber urplötzlich inne als sein Blick einen der Monitore streifte: "Hey, da ist ein Signal auf dem Sicherheitsbildschirm."
Basco blinzelte ungläubig als er sich den Schirm ansah. "Heilige Scheiße...."
"Wir haben einen Eindringling, C-Flügel. Personalgebäude, direkt neben dem Fuhrpark."
"Schau mal. Sicherheitskamera 34!" Basco deutete auf einen Bildschirm über ihn.
Der Sergeant riss die Augen auf. "Es ist eine Frau!"
Frank grinste wieder: "Würde ich auch sagen." Das wurde von seinem Vorgesetzten mit einem verständnislosen Schnauben quittiert. "Sie ist ein Kobold, Frank..." "Aber trotzdem heiß..." In diesem Moment kam Dave Cohen in den Kopf, dass man sie für das Eindringen der Frau verantwortlich machen würde. Nich allzu angenehm; immerhin war ihnen vor kurzem erst ein M12 LRV - ein Warthog - abhanden gekommen. Er war von einem Tag auf den nächsten einfach weg gewesen. Langsam verzweifelte Cohen. "Jesus..." Mehr zu sich selbst als zu seinem Untergebenen fing er an zu murmeln: "Ich hab keine Ahnung, wie sie in die Basis gekommen ist..."
"Es sei denn wir kriegen sie zu fassen!" Basco war deutlich optimistischer als sein Sergeant. "Gott! Sie is verdammt schnell!"
Dieser Optimismus hatte nun auch auf Dave Cohen übergegriffen. Er war nun fest entschlossen sie zu fassen, setzte sich an ein Schaltpult und begann ihr Patrouillen auf die Fersen zu hetzen. "Nicht mehr lange" Seine Stimme war nun deutlich ernster geworden. Er aktivierte das Komm-System: "ZP 1-2-90, wir haben einen Kobold im Korridor auf der anderen Seite dieser Tür. Verfahren sie mit äußerster Vorsicht!" Hinter seinem Rücken begann Frank aufgeregt zu rufen.
"Whoa, whoa, whoa! Sie ist verschwunden." Dave schaltete die Kommunikation aus und fuhr herum: "Was meinst du mit ‚verschwunden’?"
"Ich meine sie ist WEG! Keine Spur!"
Der Sergeant schaltete zitternd das Komm wieder ein: "1-2-90 was sehen Sie?" Kurze Stille. "Was meinen Sie mit der Korridor ist leer??"
"Sie muss kehrt gemacht haben.." vermutete Basco. Er öffnete diverse neue Fenster auf seinem Display und durchforstete die Systeme, um einen Anhaltspunkt auf den Kobold zu bekommen.
Langsam wurde Cohen wütend "Findet sie, verdammt noch mal!" brüllte er in das Funkgerät bevor er es abschaltete. Er war vollkommen mit den Nerven am Boden. Dass eine Frau das UNSC austrickste.... unglaublich. Basco murmelte verwirrende Diagnoseberichte bis beide ein Blinken auf einem Monitor bemerkten.
"Einen Moment mal..." Basco traute seinen Augen nicht.
Ebenso wenig  wie Cohen: "Da ist sie wieder! Wie zur Hölle hat sie...?"
"Oh mein Gott!", Frank lachte schon fast., "Sie war an der Decke gehangen!"
David fühlte sich zum Narren gehalten. Seine Wut wurde immer größer. "Was zur Hölle....!?!?"
"Sieht so aus als wäre sie auf dem Weg zum Versorgungsdepot"
"Sie ist im Arsch. Die Tür ist nur durch Passiercode zu öffnen. Das ist eine Sackgasse! Da kommt sie nicht durch. "
Frank Basco tippte immer noch auf seiner Tastatur einige Daten ein. Es war unmöglich. Ungläubig fasste er in Worte, was die Computer anzeigten. "Sie ist durch!"
Sergeant Cohen zweifelte an seinem Verstand. Das war grauenvoll. Wer war diese Frau? "Ich glaube es einfach nicht!" Er wandte sich erneut über Funk an die Sicherheitspatrouillen: "Ich brauche eine volle Sicherheitseinheit. Mindestens zehn Mann! Ich brauche sie oben im Versorgungsdepot. Und ich brauche sie sofort!!"
Basco versuchte die Aufmerksamkeit seines Vorgesetzten zu erhaschen. "Ich glaube ich habe ein Gesicht auf Sicherheitskamera 18" Er klickte auf ein Symbol in der linken Bildschirmecke, woraufhin sich das Bild der Kamera auf den gesamten Monitor vergrößerte.
"Sie ist jung." Stellte Cohen fest. Das wurde ja immer besser. Nicht nur eine Frau, nein, auch noch ein Mädchen! Sie war zierlich, aber dennoch gut gebaut, und zweifelsohne sportlich begabt. Man sah nicht viel, aber ihre rotbraunen schulterlangen Haare waren sofort und gut zu erkennen.
Basco musterte sie genau, und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
"Heilige.... Das ist Jan!"
Sein Vorgesetzter traute seinen Ohren nicht: "Wer zur Hölle ist Jan??"
"Jan James, die hiesige Herzensbrecherin an der High School meines Sohnes!!"
Das war zu viel für Sergeant Cohen. Einer Schülerin gelang es, sämtliche Sicherheitssysteme einer gesicherten Militärbasis zu umgehen? Und dazu kam noch... "Bitte?!? Dwayne kennt dieses Mädchen?!??!?"
Verlegen grinste Frank Basco. "Nein, Sir. Aber hat ihr Foto unter seinem Kopfkissen!"
"Was zur Hölle macht sie hier, abgesehen davon, dass sie die gesamte Sicherheit der Basis austrickst??!?!"
Basco programmierte die Kameras darauf, ihr zu folgen, und schickte ihre Position an sämtliche in der Nähe befindlichen Sicherheitskräfte. In seinem Ohr tönte wieder die Alarmsirene, die er bisher ignoriert hatte. "Zur Hölle noch mal... was weiß ich?" Da fiel ihm etwas ein. "Ihr Vater war bei den SSF.", erwähnte er nebenbei.
"S.S.F.???"
Frank versuchte es seinem Kommandanten zu erklären. "Marine-Slang. Nicht nur ‚Special Forces’ sondern ‚ SPECIAL Special Forces’!"
Cohen war erneut wutentbrannt. "Mich würde es nicht mal interessieren, wenn ihr Vater die beschissene Königin von Neptun wäre... Ich will dass sie GESCHNAPPT wird!!"
Jan lief immer noch grazil durch die Gänge. An Abbiegungen schlug sie elegant Haken, und sprintete mit einem irrsinnigen Tempo durch den Versorgungstrakt.
"Ihr Vater muss ihr ein paar sportliche Tricks beigebracht haben, oder?", bemerkte Frank anerkennend, wobei er wieder ein Schnauben von Dave erntete.
Diesen interessierte etwas anderes: "Wie auch immer, sie ist jetzt gearscht! Wir haben sie gleich umzingelt. Sie ist auf das Dach gelaufen."
Jan lief aus dem Blickwinkel der Überwachungskamera heraus. Die beiden Soldaten hatten sie erneut aus den Augen verloren. Frank Basco jedoch arbeitete bereits daran, eine andere Kamera zu finden, mit der sie das Mädchen sehen konnten. "Aber es muss einen Grund geben, warum man sie ‚Walkaway-Girl’ nennt, Mann" murmelte er vor sich hin.
David schüttelte nur den Kopf, als er merkte, worüber sich sein Freund alles Gedanken machte. "Um Gottes Willen, sie ist geliefert, Frank... ich könnte genauso eine Gruppe Kadetten hochschicken um sie aufzugreifen!"
Der Angesprochene hatte nicht zugehört. Stattdessen faselte er zusammenhanglose Wörter. "Ich glaube ich kriege vielleicht ein... yeah, yeah, yeah.... hier ist es... Da: Die wundervolle Videoüberwachung zeigt Miss James gerade auf Sicherheitskamera 35."
Da war sie wieder. Allerdings war die Kamera ziemlich weit von ihr entfernt, sodass man nicht wirklich etwas außer ihren Umrissen erkenne konnte. Frank versuchte einige Befehle in die Tastatur einzutippen, damit das Bild vergrößert wurde, was aber nur zur Folge hatte, dass es unscharf wurde, also machte er sämtliche Änderungen rückgängig.
David beobachtete gespannt was sie machte, aber sie machte... nichts. Zumindest erkannte er nichts. Die Kamera war auf dem Dach positioniert, und in der abendlichen Dunkelheit sah es so aus, als würde sie einfach nur dastehen. Und warten.
Worauf?
"Was zur Hölle macht sie gerade?" fragte er, mehr an sich selbst gerichtet als an seinen Untergebenen.
Welcher es sich trotzdem nicht nehmen ließ, auf die Frage zu antworten: "Sieht so aus, als würde sie sich bereitmachen vom Dach runterzuspringen um so über den elektrisch gesicherten Zaun zu kommen!"
Dave sah ihn an. Entweder war Frank übergeschnappt, oder - und das machte ihm viel mehr Gedanken - er hatte recht und Jan war stattdessen vollkommen geisteskrank. "Das Dach ist drei Stockwerke hoch!" rief er, in der irren Überlegung, dass es das Mädchen vielleicht vom springen abhalten würde. Obwohl er genau wusste, dass sie ihn nicht hörte.
Das gleiche schien Frank durch den Kopf zu gehen. "Schau nicht nach unten, Schätzchen; der erste Schritt ist immer der Schlimmste...."
Dave öffnete wieder den Kommlink "Schutzzaun Zentrale 1-6 macht euch schnell auf den Weg zu Tor 4, wir haben möglicherweise einen Springer bei..."
"Jesus Christus!! Sie ist gesprungen!!" Frank rief einfach dazwischen. Dave brach ebenfalls mit dem Sprechen ab, um einige zeit auf den - jetzt leeren - Monitor zu schauen.
Er fing sich aber schnell wieder und gab noch eine letzte Anweisung: "... und bringt einen Medic mit!!"
Frank Basco tippte erneut auf seiner Tastatur herum. Verschiedene Kamerabilder tauchten auf dem Bildschirm auf, um durch neue ersetzt zu werden. Bis er eine Kamera gefunden hatte, die Jan zeigte.
Sie lag jenseits des Elektrozauns auf dem Boden im Gras und rührte sich nicht. Er machte sich keine Hoffnungen. Sie konnte keinen sechseinhalb Meter Sturz überleben. Auch wenn sie seinen Beruf in Schwierigkeiten gebracht hatte, trauerte er leicht um sie.
Zumindest bis...
Bis sie plötzlich ihren rechten Arm bewegte, sich aufstützte und zwar leicht zögerlich, aber durchaus lebendig erhob. "Großer Gott! Sie steht auf!!"
Dave Cohen hatte für diesen Abend mehr unglaubliche Dinge erlebt, als ihm lieb war, aber dieses Mädchen überraschte ihn jedes Mal aufs neue. "Das kann nicht sein....!"
"Das ist unmöglich... sie wird entkommen!" Basco dachte plötzlich wieder daran, dass ein Eindringling möglicherweise ungestraft dem Militär entkommen würde.
Sergeant Cohen wurde auch dieser Möglichkeit gewahr. "Nein, nein, nein.... hier kommt die Wache. Er hat sie im Visier."
"Und dabei haben wir sie überhaupt nicht zu Gesicht bekommen...." Frank bedauerte es, sie nicht kennen gelernt zu haben. Sein Sohn wäre bestimmt irre geworden, wenn er das gehört hätte. "Wart mal, ich wird mich mal in einen von den Wachdienst-Chatters einklinken. Hör zu!"
Es ertönte erneut das Piepen eines Kommlinks, worauf die beiden hören konnten was draußen vorging. Zusätzlich konnten sie das Geschehen auf der Sicherheitskamera verfolgen. "Halt! Hände hoch!" Die Wache, die am Ort des Geschehens eingetroffen war, hatte sie dazu gebracht, stehen zu bleiben und drückte nun sein MA5B in Jans Rückgrat.
Diese schien sich nicht sonderlich davon beeindrucken lassen. "Hey, Soldat.... ist das ein Sturmgewehr in deinen Händen, oder freust du dich nur, mich zu sehen..?"

Jan war in einen kleinen Raum mit einem Typischen wandbreiten Spiegel gebracht worden, der selbstverständlich von der anderen Seite durchsichtig war. Die Architektur im Polizeirevier von Napa war in metallic-grau gehalten, die Wände reflektierten ganz schwach das Licht der überall an der Decke verteilten weißen Halogenleuchten.
Sie wartete nun bereits seit einiger Zeit in dem Verhörzimmer darauf, dass jemand kommen würde, aber auch wenn es langweilig war - Geduld war eine Tugend, die ihr Vater ihr bereits in früher Kindheit beigebracht hatte.
In dem Zimmer war ein einziger, nicht riesiger, aber dennoch ausreichend großer Tisch aus irgendeinem Metall, an dessen zwei Enden gegenüberliegend zwei unästhetische aber funktionale Stühle aus demselben Material. Auf dem Tisch stand zudem noch eine Lampe. Jan wusste schon, wozu sie gut war.
Jan nahm auf einem der Stühle Platz, als gerade die Tür aufging.
Ein Polizist trat in das Zimmer, in einem fein säuberlich hergerichteten kobaltblauen Anzug, in der einen Hand einen Laptop, in der anderen ein Zigarette, an der er genüsslich zog. Er hatte kurzgeschorene kastanienbraune Haare. Als er sich ihr gegenübersetzte musterte er sie mit einem durchdringenden Blick aus seinen giftgrünen Augen. Nachdem er ihr noch einmal - absichtlich? - ins Gesicht paffte, machte er sich daran, den Laptop einzuschalten und hochzufahren. Er packte einige Metallplatten aus, die über Kabel an den Computer angeschlossen waren, und legte sie vor Jan auf den Tisch.
Währenddessen konnte Jan einen Blick auf seine nun lose an seiner Brust hängende Namensplakette erhaschen, die ihn als Officer Mitchell identifizierte.
Der Computer piepte noch einige male kaum hörbar, wobei Mitchell in Richtung des ‚Spiegels’ gestikulierte.
Kurz darauf wurde das Licht in dem Raum auf das Minimalste gedämpft, sodass das Gesicht des Officers durch den Monitor seines Laptops als einziges im Raum erleuchtet war. Dann schaltete er die Lampe auf dem Tisch ein, und richtete ihren Schein in Jans Gesicht.
Er starrte sie noch einmal kurz an, bevor er einen Aschenbecher aus seiner Tasche nahm, ihn auf dem Tisch platzierte und seine Kippe ausdrückte. "Schon einmal ein PQI mitgemacht?", fragte er sie direkt.
Jan bemühte sich ein ausdrucksloses Gesicht zu behalten. "Pop Quiz? Ja."
"Warum?" Er hatte so eine Antwort fast schon erwartet.
"Schulische Angelegenheit." Mitchell nickte einmal und forderte sie mit den Händen auf weiterzureden. " Und als diese alte Hexe mich erwischt hat wie ich ins Molchglas geschaut hab war ich einfach nur in Gedanken gewesen, aber sie ließ mich das dämliche Quiz trotzdem machen!"
Obwohl er vorher sein Interesse bekundet hatte, konnte Jan jetzt genau sehen, dass es Mitchell vollkommen gleichgültig war, wo, wann und warum sie schon einen Lügendetektortest mitgemacht hatte. "Leg deine Hand auf diese Platte und schau ins Licht!" forderte er sie auf, wies auf eine der beiden Metallplatten und tippte etwas in den Computer ein. Da der Bildschirm von Jan weggerichtet war, konnte sie nicht erkennen, was dort dargestellt war, oder was er getan hatte. Der Polizist fuhr jedoch einfach mit der Befragung fort: "Wie heißt du?"
"Jan James."
Er sah sie argwöhnisch an. "Jan ist die Kurzform von....?"
Sie atmete kurz ein. "Janissary."
"Janissary? Interessant..." Er redete mit einem kaum überhörbaren Sarkasmus. "Wirst du hierfür zu Hause Ärger bekommen, Jan?"
"Yeah..." Jan versuchte bei dem Gedanken was sie daheim erwarten würde nicht sonderlich nervös zu werden.
Mitchell hakte nach "Mom?"
"Dad." Kurz  nachdem sie das ausgesprochen hatte fing der Computer ununterbrochen zu arbeiten an. Offenbar besorgte sich ihr Gegenüber momentan sämtliche Informationen über ihren Vater.
Er murmelte leise. "Ja... nette Nulllinie...."
Als Nulllinie wurde die Linie bezeichnet, die der Test anzeigte, wenn eine Versuchsperson auf eine Frage die Wahrheit sagte, dass wusste Jan noch vom letzten mal.
"Wie alt bist du, Jan?"
"Siebzehn" antwortete sie. Der Computer piepte mit einem dezenten Ton, um die Gültigkeit ihrer Aussage zu bestätigen.
Mitchell wollte nun zum eigentlichen Grund für die Befragung kommen. "Also was hast du da oben getrieben?"
Jan sprach leicht genervt weiter. Sie hatte die Frage bereits oft genug gehört. "Ich hab den MPs bereits gesagt, ich hab mich verirrt."
Aber damit kam sie nicht durch. Der Computer gab einen kurzen, aber dennoch lauten Warnton von sich. Er hatte mitbekommen, dass sie log.
Der Officer sah aus den Augenwinkeln auf den Bildschirm und blickte dann leicht verärgert wieder Jan an. "Ich hab dich nicht gefragt, was du den MPs erzählt hast. Ich hab dich gefragt was du da oben getrieben hast!"
Jan schnaufte verzweifelt. "Es war eine Wette, okay?" Er musterte sie nun gespannt und zündete sich eine neue Zigarette an, bevor sie fortfuhr: "Meine Freunde haben mit mir gewettet, dass ich mich nicht traue über den Zaun zu klettern...."
Der Computer piepte leise zur Bestätigung und Mitchell war sichtlich zufrieden. "Okay, so ist es besser... welche ‚Freunde’?"
Jan versuchte abzuwinken...."Es ist doch egal, oder? Ich war diejenige die ins Sperrgebiet eingedrungen war! Und dann gingen die Alarmsirenen an und die MPs tauchten auf..."
Mitchell ließ sich die Aussage absichern, bevor er weitermachte. "Also warst du wegen der Wette im Sperrgebiet?"
"Ja." Erneut ein ‚Positiv’ vom Computer.
"Weißt du dass ein Fahrzeug aus dem Fuhrpark vor einer Stunde in einem Straßengraben außerhalb der Stadt aufgefunden wurde?"
"Wirklich?" frage Jan überrascht.
Der Polizist schien sich erneut aufzuregen: "Antworte mit ‚ja’ oder ‚nein’! Weißt du dass ein Fahrzeug aus dem Fahrzeugpark gestohlen wurde?"
"Sie haben es mir gerade eben gesagt", antwortete Jan wahrheitsgemäß.
"Wusstest du es BEVOR ich es dir gesagt hab? Ja oder Nein!" Er wurde langsam rot im Gesicht.
"Denken Sie es war ein Terrorist?" Dann bemerkte Jan, dass sie nicht auf die Frage geantwortet hatte. "...ääh, ich meine: Nein", schob sie noch hinterher. "Tut mir leid..."
Der Computer piepte.
"Bist du zu clever, um von einem dämlichen Bullen erwischt zu werden?" Der Officer fragte sie das nun ganz direkt ins Gesicht, während er sie aus zusammengekniffenen Augen argwöhnisch begutachtete.
"Was?" Jan war über die Frage sichtlich überrascht. Man hörte erneut Daten üben den Computer fließen.
Mitchell begann langsam zu grinsen. "Eine kleine Abweichung von der Nulllinie. Nicht allzu viel. Nicht zwangsläufig bedenkenswert. Aber...." Jetzt war er sich sicher. "Da draußen gibt’s Leute, die wissen, wie man das Quiz austrickst, wusstest du das?"
"J-j-ja....?" Jan antwortete zögerlich. Sie wusste worauf er hinauswollte.
"Habt ihr was getrunken?" fragte Mitchell.
Jan verstand nicht. "Was?"
"Du und deine Kumpel... ihr habt was getrunken, ein Bier führte zu nächsten, und so kam diese Idee mit der Wette auf....Stimmts?" Mitchell lächelte leicht. Er wollte Jan die Unsicherheit nehmen.
"Ja, also wissen Sie...", wollte sie beginnen, wurde aber jäh unterbrochen. "Ja oder Nein?"
"Ja!"
Nun hatte er sie wo er sie haben wollte. "Also kann ich diese Aussage durch den Blutalkoholtest überprüfen oder?"
Jan hielt die Luft an. Ihr war ein riesiger Kloß im Hals entstanden. Das Pop Quiz zu bestehen war eine Sache, aber nun hatte dieser Bulle sie trotzdem ertappt. "Ääh.. ääh..." Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, und stammelte so nur vor sich hin.
Der Officer stand auf und ging im Raum umher. "Ich bin nicht allzu schlau...."
Jan war immer noch verwirrt. "B-bitte?" stotterte sie.
Er sah sie an. "Oh, ich bin nicht dumm, aber... niemand hier hat mich aufgrund meiner Test Ergebnisse eingestellt, wenn du verstehst was ich meine." Er lachte sie freundlich an. "Aber Du.... du bist doch ziemlich smart, oder? WIRKLICH smart?"
"Ähhhmm... ich.. also..."
"Ja oder Nein?"
Jan hielt es für besser mal wieder die Wahrheit zu sagen. "Ja."
Der Computer bestätigte es.
Mitchell drückte seine Zigarette aus, die nunmehr nur noch ein Stummel war, setze sich auf den Tisch und sah gedankenverloren an die Decke. "Weißt du, ich hatte da mal diesen Physiklehrer... Er hat mich grad so noch die Klasse bestehen lassen. Unter einer Bedingung: Ich musste ihm versprechen, nie wieder einen Physikkurs zu belegen!" Er lachte wieder, offenbar wegen seines nostalgischen Rückblicks. "Nein, ich denke ich bin nicht allzu clever."
Der Officer sah sie an. "Nein, nicht so wie Sie, Miss James." Er machte eine kurze Pause. Vielleicht überlegte er sich gerade wie er fortfahren sollte. "Aber weißt du was ich stattdessen bin?"
"Ich weiß wirklich nicht...", versuchte sich Jan herauszureden, aber sie hatte schon seit langem nicht mehr die Kontrolle über das Gespräch. "JA oder NEIN?"
"Nein!" Der Laptop piepte erneut zu Bestätigung.
Erneut benutzte er diesen durchdringenden Blick: "Gut in meinem Job!"
Die Tür ging auf, und ein Sekretär führte einen großen Mann herein.
"Ich muss Sie informieren, dass die Tür ihre Identität protokollieren wird" erklärte er ihm. Dieser bedankte sich, woraufhin der Sekretär Mitchell darauf hinwies, wer der Gast sei. "Es ist der Vater!"
"Kommen Sie herein" begrüßte ihn der Polizeioffizier mit gespielter Freundlichkeit, während er dem anderen nickend bedachte zu gehen.
"Hey, Dad", grüßte ihn auch Jan, wobei sie es aber tunlichst vermied, ihn anzusehen.
Der Computer sammelte neue Daten, und Mitchell sah sie sich an. Er zog überrascht eine Augenbraue hoch, als ihm die Maschine anzeigte, wie nervös Jan gerade geworden war. "Whoa... das ist aber eine nette Abweichung von der Nulllinie!" murmelte er vor sich hin.
Jim James hatte seine Tochter verärgert angescheut, aber als er merkte, dass sie seinen Blicken absichtlich auswich, wandte er sich wieder an den Polizisten. "Kann ich sie mit Heim nehmen?"
"Nein, noch nicht. Wir müssen noch ihre Aussage aufnehmen, einige Test machen, nur die Standardprozedur. Die MPs haben sie nur hierher vorbeigebracht, weil wir ein Labor haben.", versuchte dieser abzuwinken.
"Ich habe nichts getan!" Versuchte Jan sich zu verteidigen.
Aber ihr Vater gab sich mit Mitchells Antwort nicht zufrieden. "Welche Art Tests?" frage er vorwurfsvoll.
"Hörtests, Haarproben, Resonanz- und Retina-Scans..." Er hätte wahrscheinlich noch duzende weitere Beispiele genannt, wenn Mr. James ihn nicht unterbrochen hätte.
"Denken Sie wirklich, dass das nötig ist?", frage er, wobei es aber eher rhetorisch gemeint war.
Der Officer ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken, sondern sah wieder auf seinen Laptop. "Wie ich bereits sagte: Alles nur Standardprozedur!"
Jan sah die Katastrophe bereits kommen und versuchte so ihren Vater zu beruhigen. "Dad, du machst den netten Polizeioffizier nervös. Du machst MICH nervös...." Sie kniff die Zähne zusammen, und sah ihn mit einem Blick an der ‚Lass es’ sagte.
Der Computer piepte. Jan sagte mal wieder die Wahrheit.
Mitchell war etwas überrascht. "Hast du auf einmal vor irgend etwas bestimmtem Angst, Kleines?", fragte er Jan.
"Nein", rief sie frei heraus, aber der Computer erkannte es als Lüge und reagierte mit einem Alarm.
"Nimm deine Hand von der Scannerplatte, Jan", wies ihr Vater sie schroff an. Offenbar hatte er genug von dem Frage-Antwort-Spiel. Er wandte sich nun erneut schroff an den Polizisten: "Wenn sie mit meinem Kind ein Pop Quiz machen wollen, würde ich gerne warten, bis wir einen Anwalt anwesend haben!"
Dieser antwortete ebenso schroff zurück. "Ihnen wäre es wohl so genehm, aber das Gesetz erfordert es nicht!"
Die beiden starrten sich nun gegenseitig an, mit hasserfüllten Gesichtsausdrücken. Es schien wie bei einem Wettebewerb, bei dem der verliert, der als erstes wegschaut. Wenn Blicke töten könnten...
Jan versuchte die Situation zu entschärfen. "Es macht mir nichts aus, Dad. Ich kann auch auf einen Stock pissen, das ist egal..."
Ihr Vater sah sie mit demselben Blick an, den er gerade eben aufgesetzt hatte. "Du hast absolut keine Ahnung was egal ist und was nicht!" Er sah mit bloßem Auge, dass Jan nun soweit verunsichert war, als dass sie ab jetzt die Klappe halten würde. Also drehte er sich nun wieder zu dem Polizisten hin, und sprach nun gelassen weiter, da er erkannt hatte, dass Mitchell die Fäden in der Hand hatte. "Okay, Officer, es tut mir Leid, wenn ich verärgert geklungen habe, es ist nur so... wenn man einen Anruf um Mitternacht bekommt, und gesagt bekommt, dass dein Kind Ärger hat..."
Mitchell setzte ein Pokerface auf. "Aha. Ja..." Er dachte gar nicht daran, Jans Vater entgegenzukommen.
Das merkte dieser auch. Also blieb ihm nichts anderes übrig. Er atmete tief schnaufend aus, starrte für einige Sekunden auf den Boden und fragte dann zögernd: "Gibt es hier irgendwo ein Wartezimmer?"

Die Tests hatten einige Stunden in Anspruch genommen. Das Ergebnis davon war, dass nun die Polizei von Napa nun genaueste Daten über ihre Gehirnmuster, ihre DNS und sämtliche Finger- Rund Retina-Abdrücke hatte.
Ob Anzeige erstattet wurde, würde Jan im Verlaufe der Woche erfahren. Sie saß nun verdammt in der Klemme. Einerseits hatte sie das Pop Quiz bestanden... aber andererseits hatte Mitchell herausgefunden, dass sie trotzdem Dreck am Stecken hatte und ihre Antworten nicht ganz so wahrheitsgetreu waren wie der Test dies bestätigte.
Aber es machte keinen Sinn, sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen. Es war fast Mitternacht und sie wartete nur darauf, dass ihr Vater sie heimfuhr und sie ein warmes Bett bekam.
Sie saßen bereits seit geraumer Zeit im Auto und aufgrund der Tatsache, dass keiner von beiden bisher ein Wort gesagt hatte, wäre Jan bereits dreimal vor Übermüdung eingenickt. Nicht nur die späte Uhrzeit, auch die Tests hatten ihr einen Grossteil ihrer Kräfte geraubt und so entschied sie sich dafür das Schweigen doch noch zu brechen. Sie hatte nichts dagegen, ein wenig zu schlafen, sofern es zu Hause wäre, mit ihrer Bettdecke, die sie sich über beide Ohren hochziehen konnte.
"Also das hat Spaß gemacht", versuchte sie mit einer sarkastischen Aussage ein Gespräch ins Rollen zu bringen. Als sie merkte dass ihr Vater nicht antwortete, überlegte Jan es sich, ob es nicht eventuell doch besser wäre, den Mund zu halten, entschied sich jedoch dagegen und fuhr fort. "Offenbar lässt du die Strasse uns heimfahren, anstatt es selber zu machen. Wie gesetzestreu von dir!" Damit spielte sei darauf an, dass ihr Vater die Hände nicht am Lenkrad hatte.
Er reagierte immer noch nicht, auch nicht wenn sie versuchte ihn zu provozieren.
Was konnte sie noch sagen? "Hör mal, es war nichts dabei, okay? Ein paar Freunde von mir waren dabei, sie hatten sich einen Rasierer geklaut und mussten dringend den Sicherheitsausweis zurückbringen weil sonst Dwaynes Dad deswegen festgenagelt worden wäre..."
Ihr Vater atmete tief ein, bevor er zu reden begann: "Jan...." Aber er kam nicht weit, denn seine Tochter unterbrach ihn.
"Was zur Hölle erwartest du denn von mir? Ich meine.... ich gewinne doch beim Quiz, oder? Nichts wird passieren!" Das letzte hoffte sie jedenfalls und sie versuchte es sich selber einzureden, indem sie es laut aussprach. Aber ihre Überzeugung war nicht so stark, wie der harte Ton in ihrer Stimme den Anschein erweckte.
Ihr Vater sah sie nicht an, während er sprach. "Liebling, es geht nicht darum, dass du eine Regel gebrochen hast und ich dich jetzt dafür in Grund und Boden stampfen sollte. Es gibt einfach bestimmte Sorten von Ärger, die wir uns nicht erlauben können.... Verstehst du mich? Weil wenn wir uns nicht zurückhalten, werden früher oder später Menschen verletzt! Nicht bloß du und ich.... Leute die du noch nie getroffen hast! Leute, von denen du nicht einmal weißt, dass sei existieren!" Es sah sie durchdringend an, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, ließ es dann aber schnell bleiben, um sich wieder auf die Straße zu konzentrieren.
Jan fing an wild mit den Händen zu fuchteln. "Verdammt woher hätte ich denn bitte schön...?", versuchte sie sich zu verteidigen, aber ihr Vater gab ihr dazu keine Chance.
"Spiel nicht die Unwissende, du wusstest das!" Er schwieg kurz. "Du kannst noch soviel reden, aber das ändert nichts an der Tatsache: Du hast es gewusst! Hab ich denn nicht Recht?"
Sie versuchte etwas hervorzubringen, aber jedes einzelne Wort schien ihr im Hals stecken zu bleiben. Sie war nicht den Tränen nahe, aber ihr Vater erkannte, dass ihre Augen feucht waren, als er sie erneut musterte.
Jim James hatte erkannt, dass es inzwischen mit der Standpauke reichte, und versuchte nun wieder der besorgte Vater zu sein, der er von Anfang an hätte sein sollen - und auch sein wollte, aber zu Beginn noch nicht konnte. "Verdammt, ich hätte früher was sagen sollen. Es liegt an mir. Es war meine Verantwortung. Ich hätte die Situation unter Kontrolle behalten müssen."
"Es tut mir leid", brachte Jan mit Müh und Not heraus. Und es war die Wahrheit.
Er seufzte. "Du bist siebzehn, um Gottes Willen, so was ist nicht deine Aufgabe."
Sie sah ihn an. "Und? Wird nun etwas schlimmes passieren?"
"Ich kümmere mich schon darum", versuchte er sie zu besänftigen.
Jan war verwundert, wegen der geheimnisvollen Antwort ihres Vaters. "Wie?", wollte sie wissen.
Aber diesen Gefallen würde er ihr nicht machen.
"Mach dir darüber keine Gedanken, Schatz. Es ist schon in Ordnung" winkte er ab. "Ich kümmere mich darum!"
Das war das letzte Wort, das auf der Heimfahrt gesprochen wurde. Als sie zu Hause angekommen waren, gingen beide wortlos in die Wohnung und jeder einzelne legte sich sofort ins Bett.
Bei keinem der beiden dauerte es länger als ein paar Minuten, bevor sie schliefen.
Und auch keiner der beiden ahnte, dass die Ereignisse dieses Tages von einer militärischen Künstlichen Intelligenz, von einem Heimcomputer aus, im selben Gebäude wie ihre Wohnung, mitverfolgt worden war.

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